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James Hetfield. War es nicht.

  • Autorenbild: Sarah Bug
    Sarah Bug
  • 24. Okt. 2017
  • 2 Min. Lesezeit

Ich wurde dazu gezwungen. Ich wurde bedroht. Ich konnte mich nicht entziehen. Nein, so war es nicht - gebe ich kleinlaut zu. Ich bin - quasi - freiwillig hin: Zu James Blunt. Jajaaa, ich weiß, ich habe schon mehrfach Leuten, die allen Ernstes offen zugaben, James Blunt zu hören, lange Monologe gehalten, imaginäre Flipcharts vor die Nase gestellt und gedachte PowerPoint-Präsentationen präsentiert, um darzulegen, warum man diese Schnulzlusche gefälligst nicht hört.


Aber ich wusste auch, dass derselbe James Blunt ganz passabel twittert und hin und wieder recht lustige Tweets raushaut. Aaaaalso, dachte ich mir, als Freundin Dania mich fragte, ob ich mit zum James-Blunt-Radiokonzert von WDR 2 kommen will, dass seine Show vielleicht so Olli-Schulz-mäßig werden könnte (plus: dann komme ich auch mal wieder raus, und es ist ja umsonst, wir wären sogar auf der Gästeliste, quasi VIP, mit Schnittchen und Sektchen, alles schicki, warum nicht).


Weit gefehlt. Ganz weit. Erstmal vorher noch das neue Blunt-Album auf Spotify versucht zu hören. Es blieb beim Versuch, das Experiment musste abgebrochen werden, die Songs waren nicht zu ertragen. Bei manchen stand verheißungsvoll "Explicit" daneben, aber sie waren nur explicit im Rom-Com-Style. Unhörbar.


Obwohl gar nicht angehört, hatte ich dennoch den ganzen Tag "Postcards from my Heart" (WTF?! Wer denkt sich sowas aus? If this is a Rom-Com, kill the director!) im Ohr, konnte also nicht schlimmer werden. Vorsorglich Ohrstöpsel eingepackt und tapfer sein.


Erster Schock: Nix VIP. Keine Häppchen, keinen Mett-Igel, nicht mal Getränke for free. Damn. Am Eingang muss ich sogar mein mini Victorinox abgeben, das ich sogar schon mit in den Flieger nehmen durfte. Aber der James hat wohl Angst. Und das zu Recht.


Das WDR2-Publikum ist nicht das allerjüngste und offensichtlich einfach zufrieden zu stellen - so erzählt mir ein Typ (allerdings WDR-Mitarbeiter, also vielleicht nicht ganz objektiv), der James Blunt wäre ja immerhin ein echter Musiker, würde seine Songs selbst schreiben und so. Aha, das ist also ein Qualitätssiegel. Solange die Postcards from my Heart selbst getextet sind, sind sie top. Ich halte mich zurück.


Die Ohrstöpsel habe ich im Auto vergessen, aber das ist auch egal - es ist nicht einmal laut. Oder wird die Lautstärke an die Hörgewohnheiten des Publikums angepasst? WDR 2 hört man ja eher nebenbei. Als James Blunt lacht, fällt mir auf, dass seine Gesichtszüge an Marilyn Manson erinnern - vielleicht wirds ja doch noch lustig? Nein, sein Twitter-Humor (#isuckcocksforcoke) steht nicht auf der Setlist.


Aber so ein Radiokonzert ist kurz und schmerzlos, nach einer Stunde ist das Bonfire-Gedöns zu Ende und wir klatschen britisch höflich. Wenigstens ist er Engländer. DAS muss man ihm zu Gute halten. Dem James.


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