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Aufsitzmäher, Blut und Füße.

  • Autorenbild: Sarah Bug
    Sarah Bug
  • 24. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

Ich liebe Technik, immer schon. Haha. Anyway: Der Rasen hier ist längst kein Rasen mehr (ein englischer gar ist er eh nie gewesen), eher ein Wildacker, der nicht nur Rehkitze, sondern bestimmt auch einen Elefantenkindergarten beherbergt. Gäbe es hier Elefantenbabys. Oder Elefantenbabykindergärten. Wer weiß - mit Sicherheit sagen kann man das bei der Halmlänge definitiv nicht. Stehend fühle ich mich jedenfalls wie Mulder und Scully, als sie beim X-File-Film-Finale durchs Maisfeld hetzen. Also halmhöhenmäßig.


Selbst mir wird klar: die grüne Wand muss gemäht werden. Vielleicht finden sich dann auch längst vergessene Gartenutensilien, Hunde oder Nachbarskinder wieder. Oder eben Elefantenbabys. Nagelschere kommt bei der hipsterbartähnlichen Grünfläche längst nicht mehr in Frage, also muss ich mich wohl oder übel mit dem Rasentraktor auseinandersezten. Beziehungsweise drauf. Was für jeden anderen ein Kindheitstraum, ist für mich der luizide Horror. Spätestens seit der Mad-Men-Episode, in der die Werbejungs in der Agentur mit einem Kundentraktor über den Teppich mähten und dabei einem Kreativen den Fuß wegschnibbelten, sehe ich beim Anblick eines Rasentraktors Blut fließen und Extremitäten fliegen. Eigentlich bei Messern jeglicher Art, sobald sie an Maschinen installiert sind. Brot wird hier daher weiterhin nur manuell und mit überschaubarer Klinge geschnitten.


Es kostet mich also eine gewisse Überwindung, meinen Körper samt Extremitäten auf den Aufsitzmäher zu schwingen. Aber jetzt muss es sein, bevor das Nachbardorf kein Tageslicht mehr erhält. Gemeinsam mit Alina, die kritisch guckend in der Scheune steht, wage ich mich an die Horrormaschine, prüfe zum Fünfunddreißigstenmal, ob das Mähwerk aus und hochgefahren ist, trete die Kupplung, drehe den Zündschlüssel rum, habe Schweißperlen auf der Stirn - und es passiert nichts. Ein paar weitere klägliche Startversuche, nichts - Alina enttäuscht, ich erleichtert, alle Füße noch dran.


Aufsitzmähermöchtegernspezialist gerufen, Mäher repariert, Rasen noch mehr gewachsen, immer noch nichts gemäht - to be continued ...


Teil 2:


Heute war also der Tag des Gemetzels. Der grüne Horror war fällig, überfällig. Die maishalmhohe Wiese musste dran glauben - ich habe es nicht nur auf den Rasentrator geschafft, ich habe ihn gestartet, er sprang an und tat auch sonst, was ich verlangte. Weitestgehend. Gut, der Rasen (jaja, höchstens Wiese, immer) sieht aus wie eine der vielen möchtegern Hipster-Undercut-Wollten-Sie-das-So?-"Frisuren" diverser Fußballer, also wie ein Schlachtfeld. Aber er ist kurz und wieder betretbar.


Einfach war das nicht, besonders meine Mad-Men-Rasentraktor-Splatter-Phobie macht mir beim Mähen zu schaffen, daran muss ich zwingend arbeiten - andernfalls denke ich bei zukünftigen Mähungen weiterhin alle zwei Minuten daran, was passieren würde, wenn ein (mein?!) Fuß (oder eine andere Extremität) unter das Mähmesser (oder sind es gar zwei? Sieht fast so aus, eins an jeder Seite?) geraten würde. Blut! Gedärme! Splatter! Spritz! Eine ordentliche Sauerei also. Das muss aufhören.


Wie man am zeitsparendsten Mäht, habe ich auch noch nicht ganz raus, dafür erkennt man jetzt ein großes X auf der Wiese (wieder Akte X? The truth is out there?!), Kornkreiszeichen-Style. Auch der Mährotz hängt nun an allen Fenstern/Wänden/Toren und was sonst noch im Garten steht, Weihnachtskunstschnee-Style, in grün.


Ein Cupholder muss noch am Traktor angebracht werden, nein besser zwei. Einen für einen Coffee-Latte (large) und einen für die Coke danach. Dann ist das Mäherlebnis perfekt. Und weil ich nun eine überzeugte Traktor-Fahrerin bin, habe ich direkt eine neue Business-Idee ins Leben gerufen - hier nachzulesen.

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