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Black eyed Deal

  • Autorenbild: Sarah Bug
    Sarah Bug
  • vor 3 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Der Phantasialand-Wintertraum soll es sein. Das Kind wünscht es sich so sehr - und zwar immer dann, wenn wir das Phantasialand auf der Autobahn passieren. Was alle paar Tage geschieht. Hardcore Direct-Marketing. Plus: Ein schulfreier Montag, an dem "alle" Kinder aus der Klasse das Phantasialand besuchen würden. "Alle".


Ein Blick auf die Phantasialand-Website zeigt, dass es, welch Zufall, gerade einen Black-Friday-Deal gibt, knapp 50 % off. Also gut, fuck it, dann eben auch noch im Winter 45 Minuten für eine 30-sekündige Black-Mamba-Fahrt warten. Phantasialand-Wintertraum: So soll es geschehen. Vorteil, wenn man kurzentschlossen die Tickets kauft, ist das Wissen um die Wettervorhersage. Und die sagt keinen Regen und sogar etwas Sonne, bei ca. 10 Grad vorher. Klingt doch ganz gut. Für einen Wintertraum.


Meilensteine


Weil wir ja keine totalen Phantasialand-Anfängerinnen sind, machen wir natürlich die beliebtesten Attraktionen zuerst. Also kurz nach Parköffnung. Erst die Taron-/Raik-Rollercoaster, dann schnell zu Fly. Da mittlerweile dann doch schon ordentlich Wartezeit. Aber das Kind will unbedingt, weil es bei diesem Besuch endlich die für Kinder magische Marke von 1,40 m Körpergröße geknackt hat - und auf ALLE Attraktionen drauf darf. Was für ein Meilenstein im Leben eines Menschen. Wurde das Kind doch beim letzten Besuch, kurz vorm Betreten des Taron-Wagens, von einer scharfsinnigen Phantasialand-Mitarbeiterin, die mit großem Holzmaßstab (LARP-Style) herbeigeeilt kam, rausgefischt und aufgefordert, seinen Sonnenhut auszuziehen, um noch einmal genau nachzumessen. Kurzer Schockmoment. Gesagt, getan, besser, gemessen. Ergebnis: zu klein! Ein, zwei Zentimeter fehlten. Langer Schockmoment. Noch längeres Gesicht beim Kind (Mutter/Rabenmutter, also ich, ist sehr pragmatisch und wollte auf keinen Fall völlig umsonst so lange angestanden haben - so dass ich kurzerhand alleine gefahren bin und das Kind diese laaaaangen 30 Sekunden warten musste - aber das ist eine andere Geschichte).


Heute also FLY mit Kind. Meilenstein, wie gesagt. Erst aber gilt es, die Hürde der sehr modernen Schließfächer kurz vorm Besteigen des FLY-Sitzes zu überwinden. Die wahre Prüfung der eigenen Resilienz. Spoiler: Ich bin durchgefallen. Denn das von mir gewählte Schließfach wollte nicht mit dem mir zugewiesenen Armband kooperieren - und öffnete sich nach dem Verschließen immer wieder selbstständig. Also nächstes Schließfach ausprobiert (also alles umgeräumt: Rucksack inklusive Wasserflaschen und Thermoskanne, Schal, Mütze, Handschuhe und so weiter und so fort - FLY zerrt wirklich an allen Nerven) - um feststellen zu müssen, dass auch dieses Schließfach nicht korrekt schließt. Nach mehrmaligen Versuchen reagiere ich also erwartungsgemäß und völlig menschlich und knalle diese verdammte Scheißtür mit aller Wucht zu. Doch die Tür reagiert ebenso menschlich und schlägt - ebenfalls mit voller Wucht - zurück. An meinen Kopf, direkt über mein Auge, an meine Braue. Bäm!


Winteralbtraum


Schmerzen, Blut, noch mehr Wut. Sofort einsetzende, hämmernde Kopfschmerzen. Natürlich kein Spiegel kurz vor FLY irgendwo, viel zu dunkel für Handyfotos, also soll das Kind entscheiden, ob ich genäht werden muss: "Guck mal, ob man da Fleisch oder Schädel sieht, ober ob es nur die oberste Hautschicht ist" - Irritation beim Kind, große Augen, die sich mit Tränen füllen "Mama, das weiß ich doch nicht, das kann ich doch nicht wissen" (gekoppelt mit dem Blick der Angst, dass FLY, noch schlimmer, der Phantasialand-Tag, schon wieder vorbei sein könnten).


Da steht auch schon eine Phantasialand-Mitarbeiterin vor mir, fragt, ob sie mir helfen könne ("Spind schließt nicht, Tür im Gesicht, Platzwunde, Notaufnahme, bitte schnell!"), gibt mir aber nur ein anderes Armband, Tür schließt nun, und ich werde Richtung FLY-Killermaschine geschoben. Kind noch irritierter als ich, also sage ich dem Kind, dass es sich keine Sorgen machen, sondern die Fahrt genießen soll. Ob ich denn nicht mitfahre, ist nun die einzige Sorge - doch, natürlich, wir haben ja schließlich ewig gewartet. Alles für FLY!


Nachdem ich FLY überlebt habe, fühle ich eine riesige Beule, mache im Tageslicht ein Selfie und sehe auch eine riesige Beule sowie einen kleinen Cut. Nähen wahrscheinlich nicht nötig (oder doch?), aber Kopfschmerzen kaum noch auszuhalten und Beule sehr groß - da sieht das Kind einen Hinweis auf eine Erste-Hilfe-Station um die Ecke und wir gehen, mit der Hoffnung auf ein Cool-Pad, dorthin. Um einen Zettel in der Tür zu lesen, dass die Erste-Hilfe-Station aktuell nicht besetzt sei, im Notfall solle man eine Festnetznummer oder die 112 wählen. Fuck it.


The real black Deal


Natürlich (Super-Mum!) halte ich den Tag durch bis zum finalen Abschiedsfeuerwerk (Wahnsinn - wird nicht gerade ein Böller-Ciao diskutiert?), um am nächsten Tag ein massives blaues Auge im Spiegel bestaunen zu dürfen. Ein weiterer Meilenstein, dieses Mal in meinem Leben.







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